Baumstellen in Bochum
Es wird noch viel Überzeugungsarbeit nötig sein, Bauherren und Planer von der Wichtigkeit der Stadtbäume, deren Erhalt und vor allem den Schutz, auf öffentlichen Baustellen zu gewährleisten. Heute übliche Maßnahmen kosten nicht nur enorm viele Ressourcen. Die Wirksamkeit z.B. des Stammschutzes wird ins Gegenteil verkehrt, da der Stammschutz einen kompletten Baumschutz suggeriert. Insbesondere durch Wurzelschäden werden oft irreparable und erst nach Jahren auftretende Defekte ausgelöst.
Vielen Firmen ist die Brisanz nicht wirklich bewusst. In der DIN18920 wird die Dokumentation des Baumschutzes zwar vorgeschrieben (z.B. mit Tagesberichten), aber kaum einer nutzt dieses Instrument.
Aufgrund der zeitlichen Entfernung werden die daraus resultierenden enormen Kosten nicht mehr dem Bauvorhaben zugerechnet. Hier freue ich mich, dass immer mehr Kommunen und Architekten dies erkennen und mich oder andere Arboristen als 'Spezialisten für Baumfragen' frühzeitig in die Planung und bei der Ausschreibung und Bauleitung einbeziehen.
Aktuelle Normen und Regelwerke für den Baumschutz auf Baustellen
PProf. Dr. Dirk Dujesiefken13.09.2022, 13:18 Uhr, aktualisiert 27.03.2023, 09:59 UhrHAMBURG
Um Schäden an Bäumen durch Bautätigkeiten zu vermeiden, wurden seit den 1970er Jahren in Deutschland Normen und Regelwerke erarbeitet, die den Erhalt von zu schützenden Gehölzen im Bereich von Baustellen gewährleisten sollen. Besondere Bedeutung haben hierbei die DIN-Norm 18920 (2014) sowie die Richtlinie RAS-LP 4 (1999), die überarbeitet wird.
Baustelle in Baumnähe mit diversen Standortveränderungen. | Foto: Dujesiefken
Die DIN 18920 befasst sich mit dem Baumschutz auf Baustellen allgemein, die RAS-LP 4 speziell mit dem Schutz von Bäumen, AnzeigeVegetationsflächen und Tieren bei Baumaßnahmen im Straßenraum. Voraussetzung für einen wirksamen Baumschutz ist die Berücksichtigung der Bäume bereits vor Beginn der Baumaßnahme. Notwendig ist hierfür eine korrekte Einmessung des Baum-Standortes sowie die Darstellung der tatsächlichen Kronen-Ausdehnung. Zugleich sollte auch geprüft werden, ob die zu schützenden Bäume erhaltenswürdig und erhaltensfähig sind. Mit der Prüfung von Vitalität und Verkehrssicherheit der Bäume wird auch abgeklärt, ob der finanzielle Aufwand für den Baumschutz verhältnismäßig und damit sinnvoll ist.
Wurzeln während Bauzeit durch Zaun schützen
Bei der Planung und Durchführung von Baumaßnahmen ist die Vermeidung jeglicher Standortveränderungen anzustreben. Deshalb sollte sich das geplante Bauwerk sowie der dazugehörige Arbeitsraum samt Baustelleneinrichtung außerhalb des Wurzelbereichs der zu schützenden Bäume befinden. Damit dieses in der Bauphase auch tatsächlich so umgesetzt wird, sollte während der gesamten Bauzeit der Wurzelbereich durch einen ortsfesten Schutzzaun geschützt werden.
Ebenfalls als ein Schutz des Baumes sind Bautätigkeiten unterhalb des Wurzelbereiches anzusehen, wie beispielsweise das Verlegen von Ver- und Entsorgungsleitungen mit Hilfe grabenloser Verfahren (s. hierzu auch RAS-LP 4 sowie Merkblatt DWA-M 162 (2013)). Diese sogenannte geschlossene Bauweise ist besonders schonend, da der Wurzelbereich der betreffenden Gehölze unterfahren wird. Die Gefahr, dass einzelne Wurzeln hierdurch trotzdem verletzt werden, ist gering, insbesondere bei Verlegetiefen von mehr als 0,80 m. Die bei diesem Verfahren erforderlichen Start- und Zielgruben sollten stets außerhalb des Wurzelbereichs der zu schützenden Gehölze erstellt werden.
Die Verlegung von Leitungen in offener Bauweise ist nur dann baumschonend und damit als Baumschutz anzusehen, wenn sie in Handschachtung oder mit einem Saugbagger erfolgt. Da diese Methoden für die Gehölze nicht vollständig verletzungsfrei sind, ist für diese Arbeiten stets ein größtmöglicher Abstand zum Baum anzustreben.